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Interview mit Prof. Dr Christian Reintjes. Redaktion: Petra Schraml, DIPF | Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation

Der Projektverbund DigiSchuKuMPK möchte die „Ganztagsgrundschulen der Zukunft“ mitgestalten. Was heißt das konkret?

Christian Reintjes: Die Gesellschaft ist in einem starken Wandel begriffen und das gilt natürlich auch für die Grundschulen. Nicht nur hinsichtlich der zunehmenden Diversität innerhalb der Schüler:innenschaft und der voranschreitenden Digitalisierung, sondern vor allem auch hinsichtlich der Umsetzung des Rechtsanspruchs auf Ganztagsbetreuung im Jahr 2026. Im Zentrum des Verbundprojektes DigiSchuKuMPK steht deswegen eine personale Strategie, nach der das gesamte pädagogische Personal an Ganztagsgrundschulen für eine ganzheitliche Schul- und Unterrichtsentwicklung mit den Schwerpunkten Inklusion und Ganztag professionalisiert werden soll. Dafür entwickeln wir in ko-konstruktiver Zusammenarbeit mit Akteur:innen aus 30 beteiligten Projektschulen Professionalisierungsbausteine. Es wird dabei auch berücksichtigt, wie digitale Medien für eine kooperative und professionsübergreifende Professionalisierung gewinnbringend eingesetzt werden können.

Für die Entwicklung der Professionalisierungsbausteine haben Sie vier Communities of Practice (CoPs) gebildet. Welche Schwerpunkte haben diese?

Christian Reintjes: In der CoP 1 Heterogenitätssensible Kooperationsentwicklung wird eine auf der Schüler:innenperspektive basierende inklusive Schulkulturentwicklung angeregt, die die Lehrkräfte und das gesamte pädagogische Personal auch des Ganztags einbezieht. Digitale Tools unterstützen diesen Prozess und werden gemeinsam von den Projektschulen und dem Wissenschaftler:innenteam erprobt und weiterentwickelt.

CoP 2 legt hingegen den Schwerpunkt auf die Unterstützung ressourcen- und sozialraumorientierter Schulentwicklungsprozesse in den Projektschulen. Dabei ist es das Ziel, gemeinsam ein neues digitales Tool zu entwickeln und zu erproben, welches der Sensibilisierung aller Akteur:innen in Schule für die (super)diversen Voraussetzungen der je eigenen Schülerschaft dient.

Und worum geht es in CoP 3 und 4?

Christian Reintjes: CoP 3 will an den kooperierenden Schulen Kapazitäten für eine „Datenbasierte Schulentwicklung“ aufbauen. Im Fokus steht die kollaborative Entwicklung und Nutzung digitaler Tools. Innovativ ist, dass zum Data Team neben den Lehrkräften und Schulleitungen auch das pädagogische Personal des Ganztags gehört, damit partizipative multiprofessionelle Schulentwicklungsarbeit betrieben werden kann.

 

CoP 4 hat zum Ziel, ein digitales Angebot zu entwickeln, das Schulen dabei hilft, sich eine Schulkultur des selbstregulierten Lernens (SRL) zu eigen zu machen. Erfahrungen aus vorangegangenen Ganztagsschulentwicklungsprojekten wie „Ganz In“ zeigen, dass erfolgreiches und flächendeckendes SRL nicht allein durch Unterrichtsentwicklung umgesetzt wird, sondern dass die gesamte Schule ein ganzheitliches Konzept benötigt und im Prozess der Entwicklung und Implementierung begleitet werden sollte. Das gesamte pädagogische Personal muss demnach wissen, was SRL ist, welchen Benefit es mit sich bringt, wie man es bei Schüler:innen fördert und wie der Transfer in verschiedene Fächer, aber auch in den außerschulischen Lebensraum unterstützt werden kann (Stebner et al., 2022; Wirth et al., 2020).

„Innovativ ist, dass zum Data Team neben den Lehrkräften und Schulleitungen auch das pädagogische Personal des Ganztags gehört, damit partizipative multiprofessionelle Schulentwicklungsarbeit betrieben werden kann. “

Christian Reintjes

An dem Projekt sind fünf Universitäten in drei verschiedenen Bundesländern beteiligt, dazu kommen 30 Projekt-Grundschulen, die Verbundkoordination und die Zusammenarbeit mit den Broker:innen. Wie sehen die Arbeitsprozesse innerhalb und zwischen den CoPs aus?

Christian Reintjes: CoP-interne Kooperations- und Kommunikationsstrukturen wurden von Projektbeginn an implementiert. Es finden regelmäßig digitale und Präsenztreffen auf Mitarbeitendenebene sowie mehrtägige Klausurtagungen statt, in denen standortübergreifende Schwerpunkte abgesprochen werden. Kern der gemeinsamen Arbeit zwischen den beteiligten Wissenschaftler:innen und den Schulen sind Entwicklungswerkstätten mit den je unterschiedlichen Schwerpunkten der COPs. Auf der Grundlage dieser gemeinsamen Erfahrungen werden später die Fortbildungsmodule entwickelt und frei zur Verfügung gestellt.

Natürlich entstehen auch zwischen den CoPs Synergien, z. B. durch regelmäßige Treffen der DigiSchukuMPK-Steuerungsgruppe, in die auch die Broker:innen involviert sind, sowie durch gemeinsame thematische Workshops, aber auch durch die Vorbereitung gemeinsamer Publikationen oder Symposien auf Fachtagungen. Drei Mitarbeitende kümmern sich zusätzlich um die Koordination und Evaluation und pflegen die Homepage und die Social-Media-Kanäle, über die die CoPs ihre Vorstellungen und Ziele einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen.

Können Sie Beispiele für die Produkte nennen, die in den Entwicklungswerkstätten der vier CoPs entstehen werden?

Christian Reintjes: Es entstehen ganz unterschiedliche digitale bzw. digitalisierungsbezogene Prototypen, die Schulentwicklung und multiprofessionelle Kooperation unterstützen. Sie sind auf die Bedarfe der einzelnen Schulen angepasst, deshalb führen wir anfangs an allen 30 Projektschulen eine Ausgangserhebung durch. Wir wollen zunächst herausfinden, vor welchen Problemen und Herausforderungen sie stehen und inwiefern multiprofessionelle Schulkulturentwicklung unterstützend wirken kann. Gemeinsam mit einer Schule, der es um datengestützte Schulentwicklung geht, entwickeln wir beispielsweise eine App, eine Art Dashboard, an der Schulleitungen, das pädagogische Personal, die Lehrkräfte, vielleicht auch die Eltern gemeinsam partizipieren können, um sich so besser auf strategische Schulentwicklungsziele konzentrieren zu können. Zusammen mit einer anderen Schule entwickeln und erproben wir Fortbildungsangebote, die das gesamte pädagogische Personal im Bereich des selbstregulierten Lernens schult. Wichtig ist uns immer, dass die Produkte in den Entwicklungswerkstätten mit allen an Schulen Beteiligten konzipiert, entwickelt, erprobt und evaluiert werden.

„Wichtig ist uns immer, dass die Produkte in den Entwicklungswerkstätten mit allen an Schulen Beteiligten konzipiert, entwickelt, erprobt und evaluiert werden.“

Christian Reintjes

In welcher Phase des Projekts befinden Sie sich zurzeit?

Christian Reintjes: Aktuell haben wir teils mit einigen Schulen die Entwicklungswerkstätten bereits vorbereitet und für das kommende Schuljahr terminiert, mit anderen bereiten wir den ersten Kickoff vor. Zugleich werden Ausgangserhebung und formative Evaluation der Entwicklungswerkstätten ausgearbeitet. Mit den Ausgangserhebungen ‒ leitfadengestützte Interviews ‒ wollen wir in Erfahrung bringen, mit welchen Zielen und aus welchen Gründen sich die Schulen an unserem Projekt beteiligen, wo sie Chancen für ihre Schulentwicklung sehen, wie sie zum Thema Digitalisierung stehen, wie bei ihnen bisher gelebte Kooperation aussieht und wie ihr Ganztag gestaltet ist.

Welche Erfahrungen haben Sie bisher gemacht? Was läuft gut, wo liegen Schwierigkeiten?

Christian Reintjes: Im Verbundprojekt haben wir ein vielseitiges Team in allen Teilprojekten zusammengestellt, das sowohl standort- als auch CoP-übergreifend hervorragend zusammenarbeitet. Viele meiner Kolleg:innen auf professoraler Ebene kenne ich schon seit Jahren, die Zusammenarbeit und Kommunikation mit ihnen funktioniert exzellent. Diese positive Dynamik überträgt sich natürlich auch auf das gesamte wissenschaftliche Personal, das eng in unsere Arbeit eingebunden ist. Die harmonische Atmosphäre legt bereits einen bedeutenden Grundstein für das Gelingen des Projektes, auch die Arbeiten laufen passgenau und zeitplangemäß ab. Was uns Schwierigkeiten bereitete, war die Schulakquise. Bei den vielfältigen Herausforderungen, die gegenwärtig in Schulen zu bearbeiten sind, ist es natürlich verständlich, dass einige Schulen zunächst zurückhaltend reagiert haben. Sie wollten genau wissen, wie groß der Arbeitsaufwand ist und was am Ende der Benefit für sie ist.

Wie werden die Produkte nach Projektende auch anderen Ganztagsgrundschulen zur Verfügung gestellt?

Christian Reintjes: Wenn wir die Konzepte mit unseren Projektschulen entwickelt und erprobt haben, wollen wir gemeinsam mit Expert:innen der Lehrerfortbildung in den Landessinstituten überlegen, wie wir aus diesen prototypischen Produkten eine sinnvolle Disseminationsstrategie entwickeln. Geplant ist, die entstandenen Produkte beispielsweise in Form von Open Educational Resources (OER) in einer Datenbank anzubieten, so dass jede interessierte Schule darauf zugreifen kann. Denkbar ist auch, die Materialien in bereits bestehende Fortbildungsplattformen zu integrieren. Wichtig ist uns immer, die Materialien, Apps und Produkte allen Interessierten barrierefrei zur Verfügung zu stellen, damit möglichst viele Grundschulen davon profitieren können.

Prof. Dr. Christian Reintjes
Christian Reintjes ist Professor für Schulpädagogik mit dem Schwerpunkt empirische Schul- und Unterrichtsforschung an der Universität Osnabrück. Charakteristisch für seine Arbeits- und Forschungsschwerpunkte ist eine hohe Affinität zur Politikberatung (u. a. als Mitglied der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission, SWK) sowie der Anspruch, wissenschaftliche Erkenntnisse in die (Bildungs-) Praxis sowie die Bildungspolitik zu transferieren. Seit Mitte 2023 ist er als Verbund- bzw. Standortkoordinator in zwei vom BMBF geförderten Kompetenzzentren für digitales und digital gestütztes Unterrichten in Schule und Weiterbildung involviert (DigiSchuKuMPK & DigiProSMK) Zugleich ist er als gewählter Sprecher des Kompetenzzentrums Schulentwicklung Mitglied des Begleitgremiums des Kompetenzverbund lernen:digital.
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Der Kompetenzverbund lernen:digital unterstützt einen ko-konstruktiven Transfer und systematischen Dialog zwischen Wissenschaft und Praxis. Um mit den Landesinstituten und Qualitätseinrichtungen zentrale Akteur:innen der Lehrkräftebildung umfassend einzubinden, entwickelt und erprobt der Arbeitsbereich „Gestaltung von Transfer” der lernen:digital Transferstelle verschiedene Dialog- und Austauschformate.

Zu diesen zählt auch die lernen:digital Roadshow, in deren Rahmen Mitarbeitende der Transferstelle mit den Landesinstituten und Qualitätseinrichtungen in den verschiedenen Bundesländern vor Ort in Austausch treten, um die Arbeit des Kompetenzverbunds und die Inhalte seiner Kompetenzzentren vorzustellen. In modularen und bedarfsorientierten Workshop-Formaten tauschen sich die Teilnehmenden aus, stellen die jeweiligen Strukturen transparent dar und verständigen sich über Erwartungen an die Zusammenarbeit. Des Weiteren identifizieren sie gemeinsam konkrete Anknüpfungspunkte und definieren Ziele für nachhaltige Transferprozesse. Mit dem Besuch der einzelnen Länder trägt die Roadshow den individuellen, länderspezifischen Rahmenbedingungen Rechnung und schafft eine wichtige Grundlage für die erfolgreiche weitere Vernetzung. Auf diese Weise sollen die in den Kompetenzzentren entwickelten Angebote der Wissenschaft nachhaltig sowie flächendeckend verbreitet und funktionierende Transferprozesse verstetigt werden.

Anne Woltmann

„Statt Parallelstrukturen entstehen zu lassen, wollen wir gemeinsam mit den Ländern frühzeitig nachhaltige Transferprozesse für die Lehrkräftefort- und -weiterbildung erarbeiten und verstetigen.“

Anne Woltmann – Leitung des Arbeitsbereichs Gestaltung von Transfer

Die Veranstaltungen werden ab dem 11. Juni 2024 in Absprache mit den jeweiligen Einrichtungen in den Ländern durchgeführt und laden die dortigen Stakeholder:innen sowie Vertreter:innen des Kompetenzverbunds herzlich zum Austausch ein. Die Veranstaltungen werden in enger Abstimmung mit den Landesinstituten geplant und sollen voraussichtlich bis ins Frühjahr 2025 in allen Bundesländern stattfinden. Über Ort und Zeit wird rechtzeitig über diese Website informiert.

Termine

  • 11. Juni 2024, Speyer, Pädagogisches Landesinstitut Rheinland-Pfalz
  • 24. Juni 2024, Chemnitz, Sächsisches Landesamt für Schule und Bildung
  • 31. Juli 2024, Bad Berka, Thüringer Institut für Lehrerfortbildung, Lehrplanentwicklung und Medien
  • 25. September 2024, Landesinstitut für Pädagogik und Medien Saarland
  • 15. Oktober 2024, Hamburg, Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung
  • 29. Oktober 2024, Landesinstitut für Schulqualität und Lehrerbildung Sachsen-Anhalt

Kontakt

Anne Woltmann
Leitung Gestaltung von Transfer
Forum Bildung Digitalisierung

030 5858466-75
anne.woltmann@forumbd.de

Hanni Wörner
Projektmitarbeit Gestaltung von Transfer
Forum Bildung Digitalisierung

030 5858 466-77
hanni.woerner@forumbd.de

Lisa Sellge
Projektmitarbeit Gestaltung von Transfer
Forum Bildung Digitalisierung

030 5858466-78
lisa.sellge@forumbd.de

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Masterclasses transportieren das Wissen von Expert:innen auf kompakte Weise und bieten inspirierende Impulse zu relevanten Fragestellungen. Die dritte Masterclass des Kompetenzverbund lernen:digital thematisiert Schulentwicklung und ko-kreative Prozesse und adressiert damit entscheidende Weichen für die gelingende digitale Transformation des schulischen Bildungsbereichs. 

Im Interview gibt Uta Hauck-Thum Denkanstöße, wie die digitale Transformation ermöglicht werden kann: Wie sehen innovative Lehr- und Lernszenarien aus? Welche Rolle können Lehrkräfte und die Vernetzung mit verschiedenen Akteur:innen einnehmen? Diese und weitere Fragen werden in der neuen lernen:digital Masterclass adressiert.

Uta Hauck-Thum ist Professorin für Grundschulpädagogik an der Ludwig-Maximilians-Universität München, unterstützt als Mitglied des Begleitgremiums den Kompetenztverbund lernen:digital bei seiner strategischen Ausrichtung und beteiligt sich darüber hinaus am Projektverbund DiäS, wo sie zu digitaler poetischer Bildung forscht.

Masterclass

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Interview mit Prof. Dr Matthias Wilde und Prof. Dr. Stefanie Schwedler. Redaktion: Petra Schraml, DIPF | Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation

Sie entwickeln im Projektverbund LFB-Labs-digital Lehrkräftefortbildungen für digital gestützten Unterricht im MINT-Bereich. Welche Institutionen bzw. Personen sind an dem Projektverbund beteiligt und wie gestaltet sich die Zusammenarbeit?

Stefanie Schwedler: Im Projektverbund LFB-Labs-digital sind wir ein Team aus MINT-Fachdidaktiker:innen, Bildungswissenschaftler:innen, Medienpädagog:innen und IT-Expert:innen. Insgesamt beinhaltet unser Projektverbund 14 Teilprojekte über acht Standorte in Deutschland verteilt, eine Steuerungsgruppe und einen Implementierungsbeirat.

Matthias Wilde: Der Austausch ist sehr intensiv. Wir treffen uns mindestens einmal im Monat zu einem Jour fixe, innerhalb der einzelnen Ebenen gibt es viele zusätzliche Treffen. Zum ersten Mal kamen wir im Juni 2023 zu einer zweitägigen Klausur zusammen. Zu dem Zeitpunkt waren wir schon 37 Personen, obwohl noch nicht alle Stellen besetzt waren.

Stefanie Schwedler: Wir haben dieses Treffen als sehr wertvoll erlebt. Gemeinsam über die Wahl der Erhebungsinstrumente und die konzeptionelle Ausrichtung der verschiedenen Fortbildungen des Projektverbunds nachzudenken, hat uns als Team zusammengeschweißt.

Kooperieren Sie auch mit anderen Projektverbünden und Beteiligten aus dem Kompetenzzentrum MINT?

Matthias Wilde: Ja, es gibt regelmäßige Treffen mit Lara Halbrock, der Leiterin des Broker:innen-Teams aus unserem Kompetenzzentrum. Oft nimmt sie auch an unserem Jour fixe teil. Und auch mit den übrigen Projektverbünden des Kompetenzzentrums MINT sind wir im Gespräch. Dadurch, dass einige unserer Kolleg:innen auch an ComMINT beteiligt sind, haben wir einen engen Austausch mit diesem Projektverbund. Zudem haben wir sehr engen Kontakt mit der Transferstelle Bielefeld Bildung digital (TraBBi_digital), die ebenfalls mit ComMINT, aber auch mit ComArts und ComSport verbunden ist.

Was werden die Lehrkräfte in den Fortbildungen lernen, die Sie zurzeit entwickeln?

Stefanie Schwedler: Wir entwickeln strukturell und didaktisch sehr anspruchsvolle transferstarke Lehrkräftefortbildungen im Bereich der digitalen Kompetenzen im MINT-Unterricht über sieben verschiedene MINT-Disziplinen hinweg – in der Mathematik, der Robotik, im Sachunterricht (dazu gehört der Bereich Technik), in der Chemie, der Physik, der Biologie und der Biotechnologie. Die Fortbildungen sind für Lehrkräfte von allen allgemeinbildenden Schulformen geeignet. Uns ist wichtig, dass die Lehrkräfte in den Fortbildungen nicht nur digitale Tools kennenlernen, sondern auch technische, pädagogische und fachliche Kompetenzen erwerben, damit sie sie sinnstiftend im eigenen Unterricht einsetzen und anwenden können. Die Lehrkräftefortbildungen sind deshalb häufig projektorientierte Formate, in denen die Lehrkräfte selbst kleine Settings entwickeln und darüber reflektieren, wie der Transfer in den Unterricht gelingen kann.

„Uns ist wichtig, dass die Lehrkräfte in den Fortbildungen nicht nur digitale Tools kennenlernen, sondern auch technische, pädagogische und fachliche Kompetenzen erwerben, damit sie sie sinnstiftend im eigenen Unterricht einsetzen und anwenden können.“

Stefanie Schwedler

Können Sie ein Beispiel nennen?

Stefanie Schwedler: Jedes Fach fokussiert andere digitale Tools in seinen Fortbildungen. Ich arbeite in der Chemie mit Moleküldynamik-Simulationen, die helfen, das dynamische Verhalten großer Teilchenmengen zu verstehen. Es gibt aber auch Fortbildungen zu phylogenetischer Software oder zu interaktiven Experimentiervideos. In unserer Fortbildung erarbeiten wir mit den Lehrkräften die Grundlagen zum Lernen mit Moleküldynamik-Simulationen, also zum Beispiel, woran man eine gut gestaltete Simulation passend zu dem, was ich im Unterricht vorhabe, erkennt und wie man diese in einen sinnstiftenden Lernweg einbetten kann. Die Lehrkräfte entwickeln in multiprofessionellen Teams gemeinsam mit Wissenschaftler:innen und Student:innen ein Lernsetting für ihre Schüler:innen und überprüfen dann, wie die Schüler:innen das Lernsetting annehmen und wo Schwierigkeiten liegen. Direkt im Anschluss führen wir eine individuelle Reflexion mit jeder einzelnen Lehrkraft durch und überlegen am Ende mit allen Lehrkräften gemeinsam, was gut funktioniert hat, was nicht und wie der Transfer in den Unterricht gelingt. Wir erleben es als sehr wertvoll, dass die Lehrkräfte selber darüber nachdenken, wie sie das Tool gewinnbringend in ihren Unterricht einbinden.

Das heißt, die Lehrkräfte und Schüler:innen können ihre Erfahrungen aus dem Schul- und Unterrichtsalltag bei der Erprobung der Fortbildungen direkt mit einbringen?

Stefanie Schwedler: Ja, die Lehrkräfte bringen ganz viel Erfahrung und Expertise in die Fortbildungen mit ein. Umgekehrt können durch den engen Austausch die Erkenntnisse aus den Lehrkräftefortbildungen auch leichter in den Unterricht transferiert werden. Es hilft, wenn Lehrkräfte die Relevanz für ihren eigenen Unterricht erkennen. Dazu können die Lehrkräfte je nach Fortbildung sowohl fremde Lernsettings erproben und bewerten als auch neue Settings gestalten. Auch das Ausprobieren der Settings mit den Schüler:innen im Schüler:innenlabor oder im regulären Unterricht ist strategisch in unserer Fortbildung verankert. Das erleichtert den Transfer.

Schüler:innenlabore spielen in Ihrem Projekt eine zentrale Rolle. Was sind Schüler:innenlabore?

Matthias Wilde: Die Schüler:innenlabore – von den insgesamt acht Schüler:innenlaboren des Projekts sind die sieben sogenannte teutolabs hier in Bielefeld angesiedelt – dienen schon seit mehr als 20 Jahren als Mitmach- und Experimentierlabore der Förderung von Motivation und Interesse von Schüler:innen in den MINT-Fächern. Jährlich besuchen mehr als 25.000 Schüler:innen die teutolabs, in denen sie sich ausprobieren können. Die Vernetzung zwischen den Schulen und den Schüler:innenlaboren in der Region ist sehr intensiv. Die Schüler:innenlabore sind immer ausgebucht.

Stefanie Schwedler: Schüler:innenlabore sind außerschulische Lernorte, die fachnahe authentische Settings bieten und von den Lehrkräften für ihre Klasse stundenweise gebucht werden können. Das teutolab Chemie – das als ältestes von allen im Jahr 2000 von Prof. Dr. Katharina Kohse‐Höinghaus gegründet wurde – steht Schulklassen an drei Tagen in der Woche zur Verfügung. Alle teutolabs arbeiten eng zusammen.

 

„Jährlich besuchen mehr als 25.000 Schüler:innen die teutolabs, in denen sie sich ausprobieren können. Die Vernetzung zwischen den Schulen und den Schüler:innenlaboren in der Region ist sehr intensiv.“

Matthias Wilde

Wie kam der Gedanke auf, die Schüler:innenlabore für die Lehrerfortbildungen zu nutzen?

Stefanie Schwedler: Wir arbeiten mit den Schüler:innenlaboren schon länger auch in der Lehramtsausbildung zusammen. In der berufsfeldbezogenen Praxisstudie kommen unsere Studierende dann in die Schüler:innenlabore, bringen ihr digitales Know-how ein und sammeln zugleich Unterrichtserfahrung in einem geschützten Lernraum. Als wir überlegt haben, die Schüler:innenlabore in die Lehrkräftefortbildung einzubeziehen, hat insbesondere der Aspekt der Motivation und der Entwicklung von Interessen eine Rolle gespielt.

Matthias Wilde: In einer ganzen Reihe von Schüler:innenlaboren fanden auch immer schon Lehrkräftefortbildungen statt, insbesondere in der Coronazeit wurden in den Schüler:innenlaboren digitale Formate für den Unterricht entwickelt. Einige von unseren Teilprojekten konnten deshalb auf Vieles zurückgreifen, was in dieser Zeit entstanden ist. Andere arbeiten ganz neu mit den Tools.

Wie werden die Lehrerfortbildungen in den Schüler:innenlaboren entwickelt?

Stefanie Schwedler: Wir haben nicht nur einen Ansatz, sondern probieren verschiedene Möglichkeiten aus und untersuchen, wo die Vor- und Nachteile liegen und welche Gelingensbedingungen jeweils vorliegen. In meinem Projekt entwickeln die Lehrkräfte zunächst eigene Settings und probieren diese anschließend mit ihren Schüler:innen im Schüler:innenlabor aus. Es gibt aber auch Projekte, in denen die Lehrkräfte gemeinsam mit ihren Schüler:innen im Schüler:innenlabor schon vorhandene Best-Practice-Beispiele nutzen und darauf aufbauend Settings für den eigenen Unterricht erstellen. In wieder anderen Projekten lernen die Lehrkräfte im Schüler:innenlabor die Best-Practice-Beispiele überhaupt erst kennen. Entscheidend ist immer, dass wir mit oder an Best-Practice-Beispielen arbeiten und dann die digitalen Tools mit den Schüler:innen im Schüler:innenlabor oder in der Schule ausprobieren.

Das Projekt verläuft in drei Ebenen. Können Sie das Vorgehen und die Inhalte der einzelnen Ebenen erläutern?

Matthias Wilde: Die Ebene 1 ist die Schüler:innenlaborebene. Lehrkräfte, Leiter:innen der Schüler:innenlabore und die jeweiligen fachdidaktischen Forscher:innen befassen sich mit unterschiedlichen Aspekten der Lernwirksamkeit der Lehrerfortbildungen. In der Ebene 2 untersuchen wir, wie sich Selbstwirksamkeit, Motivation und Interesse der Lehrkräfte in Bezug auf digitale Formate durch die Lehrerfortbildung verändern. Ein fächerübergreifendes Projekt befasst sich mit selbstreguliertem Lernen und untersucht erste Ergebnisse aus den Schüler:innenlaboren, eine andere Gruppe setzt sich mit Qualitätssicherungsmaßnahmen auseinander und versucht diese im Prozess zu erfassen. Da sich Ebene 2 mit den Gelingensbedingungen auseinandersetzt, finden regelmäßige Austausche zwischen Ebene 1 und 2 statt. Diese dienen dazu, die Entwicklungs- und iterativen Optimierungsprozesse, die in der Ebene 1 passieren, in der Ebene 2 zu dokumentieren. Die dritte Ebene befasst sich mit systemischen Fragen zu den Lehrkräftefortbildungen in den Schüler:innenlaboren, zum Beispiel welche Hard- und Software geeignet ist oder welche Angebote den Lernerfolg der Lehrkräfte und der Schüler:innen fördern bzw. hemmen. Es wird auch nach ISO-zertifizierten Standards für Lehrerfortbildungen geforscht und ein Musterqualitätshandbuch für Lehrerfortbildungen erstellt.

Stefanie Schwedler: Ein mediendidaktisches Projekt beschäftigt sich auch damit, was für eine Kultur der Digitalität sich insgesamt in dem Projekt entwickelt.

In welcher Phase des Projekts befinden Sie sich zurzeit – Entwicklung, Erprobung oder Evaluation der Fortbildungen?

Matthias Wilde: Wir haben den kompletten Zyklus schon einmal durchlaufen. Die Fortbildungen haben bis auf wenige Ausnahmen alle einmal stattgefunden, auch die meisten Evaluierungen sind abgeschlossen. Wir befinden uns jetzt in der ersten Auswertungsphase, teilweise auch in der ersten Optimierungsphase, um den zweiten Durchgang vorzubereiten. Wir werden alle Lehrkräftefortbildungen mindestens noch ein zweites Mal durchführen, bevor wir einen Endzustand für das Projekt erreicht haben, auf den wir unsere Abschlusspublikationen stützen werden. Außerdem haben wir bereits eine erste gemeinsame Publikation eingereicht, mit der wir die Projektidee in einem OER-Format über unsere Zeitschrift PraxisForschungLehrer:innenBildung zugänglich machen. Hier (oder auch in der Zeitschrift Die Materialwerkstatt) wollen wir auch weitere einzelne Fortbildungselemente der Lehrkräftefortbildungen online zur Verfügung stellen.

Wie werden die Fortbildungen nach Projektende den Lehrkräften zur Verfügung gestellt?

Stefanie Schwedler: Die Fortbildungen werden derzeit bei uns in den Schüler:innenlaboren angeboten, einzelne Fortbildungen auch direkt an den Schulen. Die Lehrkräfte können sich auf unserem Portal dafür anmelden, müssen von den Schulleitungen vorher aber das Einverständnis für ihre Teilnahme einholen. Eventuell werden einige Angebote auch über das Projektende hinaus bestehen bleiben, das ist noch nicht ganz klar.

Matthias Wilde: Über unser Lehrkräftefortbildungsprogramm BiConnected, das im Rahmen der Qualitätsoffensive Lehrerbildung eingerichtet worden ist, werden alle Fortbildungen beworben und organisiert. Jedes Semester entsteht ein ausführliches Programm für Lehrerfortbildungen, das von der Bielefeld School of Education koordiniert wird. Zudem hosten wir an der Universität Bielefeld neben den bereits genannten Zeitschriften eine Reihe weiterer OER-Journale (BieJournals) und das Bielefelder Portal zur Bildung von Lehrkräften (PortaBle). Insbesondere das PortaBle wurde explizit zur Nachnutzung unterrichtsbezogenen Materials konzipiert.

Prof. Dr. Matthias Wilde

Prof. Dr. Matthias Wilde ist seit über 18 Jahren Professor für Biologiedidaktik an der Universität Bielefeld. Er ist Direktor der Bielefeld School of Education und Geschäftsführender Herausgeber der Zeitschrift für Didaktik der Biologie. Seine Hauptinteressen beinhalten neben der Digitalisierung des Naturwissenschaftsunterrichts, außerschulisches Lernen, Motivations- und Interessensforschung.

Prof. Dr. Stefanie Schwedler

Prof. Dr. Stefanie Schwedler ist seit 2022 Professorin für Didaktik der Chemie an der Universität Bielefeld. Sie hat in Physikalischer Chemie promoviert und war als Gymnasiallehrkraft tätig, bevor sie in Didaktik der Chemie habilitierte. In der Forschung interessiert sie sich für das Lernen mit Simulationen, den Studienstart im Fach Chemie sowie die Professionalisierung von Lehramtsstudierenden.

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Masterclasses stellen ein niedrigschwelliges Format der Wissensvermittlung durch Expert:innen dar und erfreuen sich in den letzten Jahren zunehmender Beliebtheit in Wirtschaft, Politik und Wissenschaft. In der zweiten Masterclass des Kompetenzverbund lernen:digital dreht sich alles um die Gestaltung von Lernprozessen in einer Kultur der Digitalität. 

Ferdinand Stebner ist Professor für Erziehungswissenschaft an der Universität Osnabrück und Experte für Lern- und Transferprozesse, insbesondere in den Bereichen selbstreguliertes Lernen und innovative Schulentwicklung. Er ist außerdem Mitglied eines lernen:digital Projektverbunds, der sich der digitalisierungsbezogenen und digital gestützten Schul(kultur)entwicklung durch multiprofessionelle Kooperation an ganztägigen Grundschulen widmet (DigiSchuKuMPK). Gemeinsam mit seinen Kolleg:innen beforscht und entwickelt Stebner unter anderem Fortbildungsangebote, um das pädagogische Personal an ganztägigen Schulen digital gestützt zu professionalisieren und auf die veränderten Lehr-Lernprozesse in der Kultur der Digitalität vorzubereiten. 

Ob selbstreguliert, projektorientiert oder adaptiv – wie kann Lernen in einer Kultur der Digitalität gestaltet werden? Welche Möglichkeiten bietet Künstliche Intelligenz für Lehr- und Lernprozesse in der Schule? Wie können analoge und digitale Elemente sinnvoll miteinander verzahnt werden? Diese und weitere Fragen beantwortet Ferdinand Stebner in der lernen:digital Masterclass und erklärt außerdem, wie die Rolle von Schüler:innen bei der Mitgestaltung von Lehr- und Lernprozessen gestärkt werden kann.

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Am 31. August 2023 fand an der Universität Duisburg-Essen das diesjährige EdTech Research Forum mit dem Schwerpunkt „Gestaltende Bildungsforschung“ statt. Im Rahmen eines Workshops wurde auch die Arbeit des Kompetenzverbund lernen:digital vorgestellt und der Austausch mit den Teilnehmenden aus Wissenschaft, Bildungspraxis und Bildungsverwaltung gesucht.

Neben der Vorstellung des Kompetenzverbunds und seiner Strukturen, wurde in kleinen Diskussionsrunden die Frage diskutiert, unter welchen Bedingungen Transfer aus der jeweiligen Perspektive gelingt, um mögliche Synergien zu finden. Die interaktive Session förderte gemeinschaftliche wahrgenommene Herausforderungen zutage und bietet damit spannende Anknüpfungspunkte für die weitere Arbeit der lernen:digital Transferstelle.

Laut den Teilnehmenden brauche es neben Offenheit und Bereitschaft zur Gestaltung und Umsetzung von Transfer auch entsprechende institutionalisierte Anreizsysteme, Strukturen und Rahmenbedingungen, um Räume für die Gestaltung von Transfer zu schaffen. 

Im Hinblick auf eine erfolgreiche Kommunikation wurde die Relevanz einer gemeinsamen Sprache sowie eines gemeinsamen Transferverständnisses aller beteiligten Akteur:innen hervorgehoben. Für die erfolgreiche Gestaltung von Transfer benötige es einen Prozess auf Augenhöhe aller Beteiligten und die Einbeziehung der Praxis in den gesamten Forschungsprozess. Auf diese Weise ließe sich bestmöglich gewährleisten, dass Inhalte bedarfsgerecht erarbeitet und nicht an den Bedürfnissen des Schulalltags „vorbeientwickelt” werden. In der abschließenden gemeinsamen Diskussion wurden zudem auch problematische Rahmenbedingungen thematisiert, so etwa die ungleiche Verteilung von Ressourcen der beteiligten Akteur:innen.

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Niedrigschwelliger Austausch zu zentralen Themen und Herausforderungen im Bildungssystem – das haben sich die Community Calls des Forum Bildung Digitalisierung zum Ziel gesetzt. In den nächsten vier Monaten wird im Rahmen einer Kooperation mit lernen:digital nun ein genauer Blick auf die Themen des Kompetenzverbunds geworfen und damit eine Möglichkeit zum Dialog rund um die digitale Transformation von Schule und Lehrkräftebildung gegeben.

„Schnittstellen stärken” – Fokus auf Transfer in der Lehrkräftebildung im September

Den Start der Kooperation stellt eine Veranstaltung am 13. September 2023 unter dem Titel „Schnittstellen stärken: Transfer zwischen Wissenschaft und Praxis in der Lehrkräftebildung” dar. Innerhalb dieses Community Calls werden Gelingensbedingungen für den erfolgreichen Transfer von digitalisierungsbezogenen Inhalten zwischen Wissenschaft und Praxis identifiziert. Darüber hinaus wird diskutiert, welche institutionellen Rahmenbedingungen und Netzwerke es dafür braucht. 

Die Gestaltung des Transfers zwischen Wissenschaft und Praxis ist ein zentrales Anliegen des Kompetenzverbund lernen:digital, weshalb Dirk Richter, wissenschaftliche Leitung der lernen:digital Transferstelle, erklärt, wie diese den systematischen Dialog zwischen Wissenschaft und Praxis garantiert. Außerdem dabei ist Regina Schulz, Lehrkraft und zudem im Projekt Digital and Data Literacy in Teaching Lab (DDLitLab) an der Universität Hamburg tätig. Als dritte Gästin berichtet Johanna Marder aus dem Bereich Wissenschaftstransfer des Instituts für Bildungsanalysen Baden-Württemberg (IBBW), wie das IBBW den Transfer zwischen Wissenschaft und Bildungspraxis, -politik und -verwaltung unterstützt. 

Zur Anmeldung für den Community Call „Schnittstellen stärken: Transfer zwischen Wissenschaft und Praxis in der Lehrkräftebildung” am 13. September 2023. 

Ausblick auf die weiteren Veranstaltungen 2023

Nach der Ausgabe im September finden in diesem Jahr noch drei weitere Community Calls in Kooperation zwischen dem Forum Bildung Digitalisierung und lernen:digital statt. 

Am 12. Oktober sprechen der Lehrer und Fortbildner Joscha Falck, Katrin Grün von der Akademie für Lehrerfortbildung und Personalführung Dillingen und Dirk Richter über Qualitätsmerkmale, Bewertungskriterien und Auswertungsmöglichkeiten für wirksame (digital gestützte) Fort- und Weiterbildungen.

Am 9. November widmet sich der Community Call veränderten Fachdidaktiken und Qualitätsmerkmalen von digital gestütztem Lernen und Unterrichten. Der Lehrer und Fortbildner Kai Wörner und Volker Frederking, Professor für Didaktik der deutschen Sprache und Literatur an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und Sprecher des lernen:digital Kompetenzzentrum Musik/Kunst/Sport, diskutieren darin, wie sich Lehr-Lern-Prozesse im Zuge der digitalen Transformation in einzelnen Fächern verändern.

Der letzte Community Call des Jahres am 7. Dezember beschäftigt sich mit dem Themenfeld „Künstliche Intelligenz und adaptives Lernen”. Tim Fütterer vom Hector-Institut für Empirische Bildungsforschung und Andreas Lachner, Professor für Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt Lehren und Lernen mit digitalen Medien sowie wissenschaftliche Leitung des lernen:digital Projektverbunds MINT-ProNeD, gehen den Fragen nach, wie adaptiver Unterricht von dem Einsatz von KI profitieren kann und wie adaptive Fortbildungen für Lehrkräfte gestaltet werden können. 

Community Calls des Forum Bildung Digitalisierung

Die Community Calls des Forum Bildung Digitalisierung sind ein niedrigschwelliges, digitales Austauschformat, das im Frühjahr 2020 zu Beginn der Corona-Pandemie entstanden ist. Ziel des Online-Veranstaltungsformates ist es, Akteuren aus Bildungspraxis, Politik, Verwaltung, Wissenschaft und Zivilgesellschaft einen Raum für Vernetzung und den Austausch zu unterschiedlichen Themen und aktuellen Fragestellungen, Herausforderungen und Learnings im System Schule zu bieten. Hier geht es zu Aufzeichnungen der Community Calls aus der Vergangenheit.

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Biografie

Andreas Lachner ist Professor für Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt Lehren und Lernen mit digitalen Medien sowie Co-Director des Tübingen Center for Digital Education. Zudem ist er operativer Leiter des Projekts „Digitalisierung in der Lehrerbildung (TüDiLB)“, einem Verbund der Universität Tübingen und des Leibniz-Instituts für Wissensmedien. Seine Forschungsaktivitäten umfassen die Förderung (meta-)kognitiver und motivationaler Lernprozesse bei der Nutzung digitaler Medien sowie die Integration digitaler Medien in fachspezifischen Unterrichtsszenarien bspw. in adaptivem Unterricht. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf Professionalisierungsstrategien im Kontext digitaler Medien, insbesondere auf der Beschreibung und Förderung der professionellen Kompetenzen von Lehrpersonen.

Im Dialog mit …

Prof. Dr.
Andreas Lachner

Professor für Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt Lehren und Lernen mit digitalen Medien an der Universität Tübingen und Co-Director des Tübingen Center for Digital Education

Was ist das Besondere am Kompetenzverbund lernen:digital?

Das Besondere am Kompetenzverbund lernen:digital ist für mich, dass Forscher:innen und Praktiker:innen aus ganz Deutschland zusammenkommen, um digitale Bildung voranzubringen. Die beteiligten Akteur:innen bringen unterschiedliche Expertisen, Sichtweisen und Erfahrungen mit großer Bandbreite ein, damit digitale Bildung breit gedacht und aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchtet werden kann. Damit hoffen wir, einen systematischen Beitrag für digital gestütztes Lehren und Lernen zu leisten.

Welche Perspektive bringen Sie mit Ihrer Einrichtung ein?

Am Standort Tübingen beschäftigen wir uns unter anderem mit der Professionalisierung von Lehrkräften im Kontext digitaler Bildung sowie der didaktisch begründeten Integration digitaler Bildungstechnologien. Damit bringen wir Expertise zu zwei wichtigen Aspekten in den Kompetenzverbund ein:

  1. Wie können digitale Bildungstechnologien didaktisch begründet im Unterricht eingesetzt werden?
  2. Welche Bedingungen müssen auf Ebene der Lehrkräfte für eine erfolgreiche Technologieintegration gegeben sein? 

Zudem sind wir seit knapp drei Jahren in Transferaktivitäten aktiv, um Erkenntnisse aus der Forschung für die Praxis aufzubereiten und zugänglich zu machen. Hierzu haben wir das Informationsangebot TüDi-Base aufgebaut, welches im Rahmen von lernen:digital systematisch erweitert wird.

Was verstehen Sie unter gelungenem Transfer und was braucht es dafür?

Transfer muss meiner Meinung nach auf Augenhöhe passieren. Es wurde zu lange in Form eines Wasserfalltransfers von der Forschung in die Praxis gedacht. Doch auch wir Forschende profitieren stark von der Expertise und Erfahrung aus der Praxis. Ich denke daher, dass gleichberechtigte, ko-konstruktive Transferformate ein Schritt in die richtige Richtung sein können, um gelingenden Austausch zu ermöglichen.

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Biografie

Isabell van Ackeren-Mindl leitet an der Universität Duisburg-Essen (UDE) die AG Bildungsforschung. In der Fakultät für Bildungswissenschaften, Institut für Erziehungswissenschaft, hat sie eine Professur für Bildungssystem-/Schulentwicklungsforschung. Die Themen „Digitalisierung“ sowie „Schulen in herausfordernden Lagen“ stellen Schwerpunkte dar. An der UDE hat van Ackeren-Mindl unter anderem das Projekt „Communities of Practice NRW für eine innovative Lehrerbildung“ in der Qualitätsoffensive Lehrerbildung als Verbund aller zwölf lehrerbildenden Standorte in NRW geleitet. Als Mitglied der Ständigen wissenschaftlichen Kommission der KMK ist sie ebenfalls mit Fragen der Digitalisierung befasst.
 

Im Dialog mit …

Isabell van Ackeren-Mindl

Prof. Dr.
Isabell van Ackeren-Mindl

Professorin für Bildungssystem-/Schulentwicklungsforschung, Mitglied der Steuerungsgruppe der lernen:digital Transferstelle

Was ist das Besondere am Kompetenzverbund lernen:digital?

Für mich ist es das Potenzial und Anliegen des Kompetenzverbund lernen:digital, im systematischen, an den Schüler:innen orientierten Dialog zwischen Akteur:innen der Wissenschaft, Praxis und Bildungsadministration einen Beitrag dazu zu leisten, Lehrkräftebildung, Schule und Unterricht für die digitale Welt zu transformieren. Es gilt daher auch, eine Idee zu entwickeln, wie fachbezogene und überfachliche Entwicklungs- und Transferstrukturen im Bereich der Digitalisierung in den Ländern und über die Ländergrenzen hinweg dauerhaft gestaltet werden können.

Welche Perspektive bringen Sie mit Ihrer Einrichtung ein?

An der Universität Duisburg-Essen haben wir bereits Erfahrung bei der Gestaltung größerer, auf Ko-Konstruktion ausgerichteter Forschungs- und Entwicklungsprojekte.  Daher wissen wir um die Chancen und Herausforderungen, unterschiedliche Systemlogiken in länderspezifischen und regionalen Kontexten zu durchdringen und gewinnbringend aufeinander zu beziehen. Inhaltlich richten wir unseren Blick erstens auf die Entwicklung von Schule als Organisation und tragen dazu bei, bundesweite Expertise zusammenzuführen. Zweitens untersuchen wir die verschiedenen Multiplikator:innen im Fortbildungssystem, denen beim Transfer eine besondere Rolle zukommt.

Was verstehen Sie unter gelungenem Transfer und was braucht es dafür?

Wissenschaftlich fundierte Bildungsinnovationen sollten mit und in der Praxis erprobt werden. Sie sollten über Ländergrenzen hinweg und im Austausch mit den beteiligten Akteur:innen so aufbereitet und niedrigschwellig zur Verfügung gestellt werden, dass sie in verschiedenen Lernsettings entwicklungs- und lernförderlich genutzt werden können. Dabei sind die bestehenden Strukturen im Schulsystem mit einzubeziehen, so z. B. die Pädagogischen Landesinstitute. Zudem kommen Strategien und Konzepten auf Ebene der Einzelschule für nachhaltig wirkenden Transfer im Kollegium eine besondere Rolle zu.