Im Dialog mit … Kathleen Warnhoff
Der wirksame Transfer zwischen Wissenschaft und Praxis steht im Zentrum der Arbeit der lernen:digital Transferstelle. Die Geschäftsstelle koordiniert dazu unter anderem die Aktivitäten des Kompetenzverbunds und unterstützt die interne sowie externe Kommunikation, das Projektmanagement oder administrative Aufgaben. Im November 2024 hat Dr. Kathleen Warnhoff die Geschäftsleitung übernommen. Im Interview berichtet sie von ihren bisherigen Eindrücken des „Mammutprojekts” lernen:digital und warum die Digitalisierung ihrer Meinung nach keine rein technische, sondern vor allem eine soziale Frage ist.
Biografie
Dr. Kathleen Warnhoff leitet seit November 2024 die Geschäftsstelle der Transferstelle des Kompetenzverbund lernen:digital an der Universität Potsdam. Das Thema Transfer zieht sich kontinuierlich durch ihre Arbeit und Forschung. Zuletzt leitete sie im Rahmen ihrer wissenschaftlichen Mitarbeit das Transferprojekt „Digitalisierung der Arbeit: Eine Chance für alle?” am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB). Dabei lag der Schwerpunkt auf dem schulischen Bereich. Als Stipendiatin am Promotionskolleg „Gute Arbeit: Ansätze zur Gestaltung der Arbeitswelt von morgen“ war sie am WZB als wissenschaftliche Mitarbeiterin tätig und promovierte zum Thema „Arbeitsbezogenes Lernen im Kontext von Industrie 4.0”. Zuvor war Kathleen Warnhoff mehrere Jahre als Lehrbeauftragte an verschiedenen Berliner Hochschulen und in diversen Projekten im Aus- und Weiterbildungssektor tätig. Sie studierte Wirtschaftskommunikation an der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin mit einem Schwerpunkt auf Medien- und Kommunikationssoziologie.
Im Dialog mit …
Der Kompetenzverbund lernen:digital befindet sich bereits in der Mitte der Projektlaufzeit. Wie ist Ihr bisheriger Eindruck des Projektvorhabens zum Start Ihrer Tätigkeit?
Es ist Halbzeit und mein Eindruck ist, dass bereits viele Vorhaben weit fortgeschritten sind. Beim Kompetenzverbund lernen:digital handelt es sich um ein hochkomplexes Mammutprojekt, das mit der bundesweiten Vernetzung vieler Akteure neue Impulse setzt, die für die digitale Transformation im schulischen Bildungswesen relevant sind. Die Verzahnung aller Aktivitäten ist eine spannende und anspruchsvolle Aufgabe. Vieles hat sich seit Beginn des Verbundes bereits entwickelt, dazu zählt insbesondere die Umsetzung interessanter Transferaktivitäten wie die Roadshow, die vor Ort mit den jeweiligen Landesinstituten gemeinsam Gelingensbedingungen identifiziert und weitere gemeinsame Vorgehensweisen abstimmt. Ein Highlight des vergangenen Jahres war zweifellos die Tagung „Digitale Transformation für Schule und Lehrkräftebildung gestalten“ in Potsdam, mit der die Vernetzung zwischen Wissenschaft und Praxis gut gelungen ist. Für die zweite Projekthälfte sind also gute Voraussetzungen geschaffen und ich freue mich, diese in meiner Rolle nun aktiv mitzugestalten.
Welche Perspektiven bringen Sie mit, die für Ihre neue Rolle von Bedeutung sind?
In meiner Rolle als Leiterin der Geschäftsstelle fließen tatsächlich verschiedene Stationen meines gesamten beruflichen Werdegangs zusammen. Dazu gehören ein Erfahrungsschatz im Auf- und Ausbau von Netzwerken sowie ein großes Interesse am Austausch zwischen Forschung und Praxis. Im Zuge meiner Forschung befasse ich mich außerdem mit der Digitalisierung von Bildungsprozessen, u. a. im Rahmen meiner Arbeit am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB). Das Thema Transfer spielte bisher durchgängig eine besondere Rolle in meiner Forschungsarbeit. Ich bringe also ein ganzes Bündel an Erfahrungen und zusätzlich eine interdisziplinäre Denkweise mit.
Die Gestaltung des Transfers zwischen Wissenschaft und Praxis ist eine zentrale Rolle der lernen:digital Transferstelle: Wie gelingt aus Ihrer Sicht der Transfer zwischen Wissenschaft und Praxis am besten?
Im Kern liegt dem Projekt eine multidimensionale Transferstrategie zugrunde, die auf verschiedenen Ebenen ansetzt. Hier geht es zum einen um die Verzahnung von Wissenschaft und Praxis durch verschiedene Dialogformate. Es geht aber auch um den direkten Transfer von Fortbildungsansätzen, die in den Projektverbünden entstehen. Hierbei sind die Landesinstitute zentrale Akteure, da sie die Inhalte in die Fläche und an die richtigen Stellen tragen können. Diese Transferaktivitäten erfordern ein gemeinsam geteiltes Verständnis und synchronisiertes Handeln in komplexen Netzwerkkonstellationen.
Sie haben sich vor der Tätigkeit in der lernen:digital Transferstelle intensiv mit dem Thema „Gute Arbeit“ beschäftigt. Was sind zentrale Erkenntnisse?
Die digitale Transformation ist in vollem Gange und macht weder vor dem Werkstor noch vor dem Schultor halt. Die relevanten Fragen gehen aus meiner Sicht weit über triviale Bedienungs- und Nutzungslogiken hinaus. Von zentraler Bedeutung ist dabei die Frage, welche Kompetenzen Fachkräfte an Schulen für guten Unterricht im Kontext technischer Entwicklungen benötigen.
Durch meinen eigenen Forschungshintergrund vertrete ich die Ansicht, dass Digitalisierung keine rein technische, sondern vor allem eine soziale Frage ist. Das bedeutet, dass die Prozesse gestaltbar sind und viele Personen einen wichtigen Anteil am Gelingen dieses Prozesses haben.
Es geht meiner Ansicht nach gegenwärtig vor allem darum, die technischen Möglichkeiten mit fachdidaktischen Anforderungen in Übereinstimmung zu bringen und die Schule als Bildungsort kritisch zu reflektieren. Für eine digitalisierte Schule sind gut ausgebildete Lehrkräfte und Schulleitungen unabdingbar.